Fachmagazin für dentale Implantologie für Ärzte, Zahnärzte und Zahntechniker

Willkommen auf den Fachseiten für dentale Implantologie für Ärzte, Zahnärzte und Zahntechniker! In der Auswahlleiste links haben wir verschiedene Kapitel für Sie vorbereitet, die Ihnen implantologische Informationen, wie z.B. neueste wissenschaftliche Studien, liefern. Sie finden hier ein Produkregister ebenso wie einen ständig aktuellen Fortbildungskalender.
Wenn Sie ein Thema zur Diskussion unter Kollegen stellen wollen, können Sie dies im geschlossenen Fach-Forum nur für ZahnÄrzte/Zahntechniker tun.

9. Internationale Jahrestagung der DGÄZ: Zahnmedizin in Rosa-Rot–Weiß–Grau


Ein „lernintensives Wochenende“ hatte Tagungsleiter und DGÄZ-Vorstandsmitglied Dr. Siegfried Marquardt bei der Eröffnung der nunmehr bereits 9. Internationalen Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für ästhetische Zahnheilkunde am 12. und 13. Oktober am Tegernsee angekündigt – und es wurde ein Fest. Jeder einzelne der vier Referenten lieferte eine herzblutgeladene Standortbestimmung zum ausgewählten Thema und präsentierte in rund drei Stunden mitreißende Facetten zu Ästhetik von Rot bis Weiß und, Zitat Prof. Giovanni Zucchelli/Italien: „in Rosa, was ja genaugenommen viel schöner ist als Rot.“

 


Was Referenten vermitteln können, wenn man ihnen Zeit dafür einräumt, war bei der Tagung im idyllischen Bachmair/Weissach deutlich zu spüren. „Wir haben uns bewusst gegen den Trend gestellt, möglichst viele Referenten möglichst kurz zu einem möglichst übersichtlichen Thema sprechen zu lassen“, sagt Dr. Marquardt, „denn dann ist man nachher verwirrt von all den gestrafften Inhalten. Wir hatten den aktuellen Stand des Wissens zu einigen thematischen Stichworten vorgegeben, kombiniert mit praxistauglichen Tipps für unsere Kongress-Besucher – und damit ein Rundum-Paket entwickelt, in dem man vieles Brauchbare für den eigenen Praxisalltag findet, nicht zuletzt für die eigene Standortbestimmung.“ Begrüßt wurde das Auditorium nicht zuletzt von DGÄZ-Präsident Prof. Dr. mult. Robert Sader/Frankfurt, der sich über das rege Interesse an der Tagung freute, aber einen stärkeren Anteil an Zahnärztinnen unter den Teilnehmern vermisste: „Der Anteil der Männer hier liegt geschätzt bei 80 % - bei uns an der Universität ist das längst umgekehrt. Darüber müssen wir nachdenken.“


Zukunft: „digital“ statt analog

Dass beispielsweise „digital“ nicht Trend, sondern Pflicht weil Zukunft ist, war klare Essenz des Beitrags von Prof. Dr. Daniel Edelhoff/München. Damit sich die künftigen Zahnärzte und Zahnärztinnen rechtzeitig darauf einstellen, berichtete er, gehören digitale Verfahren fest in das Pflichtprogramm an seiner Hochschule. Grund: „Viele Behandlungskonzepte sind erst möglich durch digitale Grundlagen. An der digitalen Zahnmedizin führt, ganz klar, kein Weg vorbei. Der Weg ist eindeutig – von analog zu digital. Darauf muss man sich jetzt einlassen. Das zu spät zu tun, davor kann ich nur warnen!“ Die Zahnmedizin der nahen Zukunft werde beispielsweise die Zeitabläufe in der individualisierten Prothetik revolutionieren, es werde „Stunden und nicht Tagen dauern, bis wir mit qualitativ weiter verbesserten Werkstoffen patientengenau große Anteile der Natur nachahmen können.“ Dabei werden, so Professor Edelhoff, Hochleistungspolymere eine wachsende Rolle in der restaurativen Zahnheilkunde spielen und Keramiken teilweise ersetzen: „Die Polymere sind freundlicher zu CAD CAM, sie sind schonender für die Antagonisten – und sie bekommen keine Risse.“ Auch die neuen Hybridkeramiken, für die definitive Versorgung, seien eine sehr gelungene Entwicklung. „Die Qualität der neuen Werkstoffe ist hocheindrucksvoll – wir haben eine spannende Zeit vor uns!“


Weichgewebe: Kaskade biologischer Events

Chirurgisch und damit eher „rot“ wurde es bei Dr. Mauro Merli/Italien. „Eigentlich ist es auch ein Weiß-Thema“, sagte er – weil er viel mit Membranen arbeite. Dass viele Schritte abgeschlossen sein müssen, ehe der indizierte chirurgische Part beginne, zumal, wenn ein ästhetisches Ergebnis das Ziel ist, wurde deutlich: „Wir haben einen langen Anamnese-Plan: Dazu gehört beispielsweise die soziale Situation, die medizinische und psychologische und natürlich die dentale Anamnese, die Proportions-Analyse, die extraorale Situation, die intraorale Situation, der Gingiva-Biotyp, der parodontale Status, die Funktions-Analyse…“ Um dies realisieren zu können, sei ein Zeitplan unter Einbindung interdisziplinärer Expertise notwendig. Anhand verschiedener Lappen-Techniken wies er auf die hohe Bedeutung des biologischen Ablaufs für die Heilung, aber auch die Infektionsabwehr hin: „Wir erleben eine Kaskade biologischer Events – diktiert von Mutter Natur!“ Wundheilung brauche ihre Zeit – und in manchen Situationen Schutz durch eine Membran. In diesem Bereich sei mit neuen innovativen Biomaterialien zu rechnen. In Detailschritten zeigte er viele OP-Fälle und dabei auch Wege, wie nach Augmentation durch geschickte Schnittführung ausreichend Gingiva für die Abdeckung der verdickten Zone erreicht werden kann.


Rezessionsdeckung: Gewebedicke als Schlüssel

Ganz großes fachliches „italienisches Theater“ machte den Samstagvormittag zu einem regelrechten Event. Professor Giovanni Zucchelli/Italien zelebrierte das Thema „Rezessionsdeckung“ und ließ das Auditorium teilhaben an seiner Begeisterung für „soft tissue thickness“. „Wir brauchen dickes Weichgewebe, um Rezession zu verhindern und auch, um den Zahn wieder nachhaltig und natürlich wirkend abzudecken“, gab er als Grundrichtung vor und unterschied explizit zwischen „Rezessionsdeckung“ und „ästhetischer Rezessionsdeckung“. Nur letzteres und entsprechend diffiziles Vorgehen sorge dafür, dass das neue Gewebe natürlich und nicht fremd wirke: „Colours sind für den Patienten sehr wichtig, nicht nur dass da jetzt wieder Gewebe ist!“ Minimalinvasives Vorgehen sei gerade großer Trend: „Minimalinvasiv: ja. Aber für wen? Den Patienten oder den Zahnarzt?“ In der Literatur sei nicht definiert, was „minimalinvasiv“ sei. Zudem zeigten breiter angelegte Techniken, die nicht nur einen Einzelzahn einbeziehen, im Ergebnis bessere, ästhetischere und meist auch stabilere Ergebnisse. Was er sonst noch liebt rund um die Rezessionsdeckung? „Die Papille. Die muss man lieben – und sie am Leben erhalten. Deshalb darf man ihre Durchblutung nicht behindern.“ Wie das geht, wurde ausführlich demonstriert, und wie lang der Heilungsprozess dauert, klar definiert: „Das kann 5 Jahre dauern, bis alles wieder natürlich ist.“


Implantat-Design: Konsequenz für das Gewebe

Nicht wirklich Weiß und eigentlich auch nicht Rot, sondern eher „Grau“ stand im Zentrum des Beitrags von Dr. Kony Meyenberg/Schweiz: das Implantat. Wie muss es aussehen und gestaltet sein, damit Hart- und Weichgewebe zufrieden sind, die Krone gut sitzt und insbesondere: jegliche Infektion vermieden wird? „Mein Kompliment an die Industrie für gute Werkzeuge“, sagte Dr. Meyenberg, „intelligent geführte Hände und ein gutes Hirn sind aber auch sehr nützlich!“ Unverständlich sei „der Kampf der Abutmentverbindungen: Wenn die Ergebnisse bei den konischen und den flachen so gut sind, wie sie sind, was soll das dann?“ Klarer positionierte er sich bei der Frage der Befestigung: „Ich plädiere für Schrauben. Sie ermöglichen nicht zuletzt eine jährliche Grundhygiene.“ Hinsichtlich der Stabilität bevorzuge er einen eher größeren Durchmesser außen und einen kleineren Durchmesser innen, zudem sei wichtiger als das Design des Implantates der Punkt, wo und wie es gesetzt werde und in welche Knochenqualität: „Wenn man einen Arnold-Schwarzenegger-Knochen hat, geht vieles.“ Neben ausführlichen Hinweisen zu Periimplantitis-Risiken durch Implantat- und Abutment-Systeme selbst kam er, als wäre es abgesprochen, auf das Eingangsthema der Tagung und die digitale Komponente im Fach zurück: „Ich würde mir selbst auf keinen Fall ein Implantat machen lassen ohne DVT. Da sieht man doch so viel mehr.“


Die DGÄZ-Jahrestagung machte deutlich, wie spannend das Fach derzeit ist. Professor Edelhoff hatte daher noch einen passenden Tipp für 2013 bereit: „Kommen Sie unbedingt zur IFED! Die weltbesten Referenten rund um ästhetische Lösungen werden ihre Trickkisten öffnen und zeigen, was heute geht – und was man nicht mehr weiter verfolgen muss.“ Anmelden geht jetzt auch online, wie Dr. Marquardt berichtete: www.ifed-2013.com

 

Letzte Aktualisierung am Donnerstag, 01. November 2012